Das Gardening2.0 ist natürlich im wahrsten Sinne des Wortes eng mit Naturverständnis im Einklang zu bringen, soweit man mit den bestehenden Ressourcen wie Wasser, Boden und Energie verantwortungsvoll in Zusammenhang mit der Natur umzugehen versteht, die vorhandenen Flächen nicht flächendeckend zu „verschottern“. Manchmal ist ein Garten viel zu klein, ein anders Mal wird dieser als zu groß empfunden. Unzufriedenheit blockiert jede Alternative, seinen Garten mal ANDERS zu verwirklichen. Da fehlt die Sonne, zu viel Schatten, zu nass, zu trocken, viel zu viel starker Laubfall, zu windig und, und, und ……,zuoft sorgt eine lehmige, sandige oder anders geartete Bodenstruktur für unnötige Panik. Fehlkäufe diverser Pflanzen verfehlen jegliche Wunschvorstellungen, selbst mit ein paar Säckchen „Erde“ - möglicherweise noch aus dem Baumarkt – lässt sich bodenständig grundsätzlich nix verändern. Wer seinen Boden wirklich ganz genau kennt, kann erst dann darauf reagiert und agiert, entsprechend die Pflanzen auswählen, wird schnell erleben, dass es gelinkt oft unvergleichbar Natur leben und wachsen zu lassen.
Wie ich darauf komme? Weil es Peter Korn gibt, er ist unter den schwedischen Staudengärtnern ein absoluter Profi. Ausgewählte Pflanzen wurden von ihm direkt in den Sand gesetzt, – ohne Dünger und ohne zu Gießen. Haben wir nicht auch schon beim Gärtnern etwas in den Sand gesetzt und waren enttäuscht darüber? So nicht der schwedische Experte. Peter Korn hat auf einige tausend Quadratmetern einen Sand- und Steingarten angelegt, in dem die Pflanzen wirklich ausschließlich in Sand gepflanzt werden. Was haben wir daraus gelernt? Alles ist möglich.
Selbst auf dem Apfelbarg bestimmt ein sandiger, teilweise lehmiger und mit viel „Schutt aus Bauabfällen, Ziegelsteinen, Restholz die vorhandene Bodenstruktur. Kein wirklich klassischer Oberboden, damit versteht man die oberste etwa 30 bis 40 cm mächtige Bodenschicht, die von den Pflanzen besonders intensiv durchwurzelt wird. Und trotzdem freuen wir uns auf jeden Quadratzentimeter. Durch intensivere Kompostwirtschaft, Verwendung von Brunnenwasser für den Trockenbereich, den Bau diverser unterschiedlichen Hochbeete, haben wir diese vorgefundene Situation weitestgehend im Griff bekommen.
Nicht jeder will oder kann sich in seinem Garten so intensiv „krumm“ machen. Und schnell wird in diesem Zusammenhang an „Freizeit“ oder „pflegeleichter Garten“ gedacht. Klar, im Sinne einer bestehenden Spaß- und Konsumgesellschaft eine entscheidende Fragestellung wie, wann und warum man sich im Garten engagieren möchte.
Nur am Rande erwähnt, ja, es gibt wirklich pflegeleichtere Gärten mit der richtigen fachliche Auswahl aus dem gewaltigen Staudensortiment (oder nicht liebe Petra Pelz?), Kenntnisse über die Beschaffenheit des Bodens (wie bereits gesagt), Standortbedingungen und ein wenig entgegenkommen, sich auf blühende, wachsende jahreszeitliche Veränderung einzulassen. Und das mit geringem Einsatz, ganz im Sinne einer anderen Vorstellung von Freizeitmaximierung.
Nebenbei bemerkt: Ausruhen, Entspannung, Erleichterung, wer wirklich nicht nur den ganzen Tag gärtnern möchte, könnte im Prinzip weniger im Garten tun oder sich „Freizeit“ kaufen. Die Motivation dafür ist simpel. Bisherige zeitintensive Routineaufgaben in bewusstere Freizeit zu wandeln. Eine technologische Automatisierung z.B. durch Mähroboter, Gießautomaten und diverse Akku betriebene Gartengeräte machen es unkompliziert möglich. Ob dabei „Smarte Technologien“ immer die richtige Entscheidung sind, bleibt hier bewusst unkommentiert. Wir haben das Glück, mit unserem Garten weitgehend machen zu können, was wir möchten, jedenfalls alles, was die „Gartenordnung“ erlaubt. So dürfen wir als Gärtner durchaus auch mal in den Streik treten und sagen: Nein, heute mache ich mal nix. Und genau das ist im Garten überhaupt kein Problem, der Garten ist schließlich zur Erholung da.
Es stellt sich überhaupt die Frage: „Wird alles so sein wie vor der Pandemie?“ Nie war der Wunsch nach einem eigenen Stückchen Grün in der Stadt größer als in Corona-Zeiten. Jeder zur Verfügung stehender „Fleck“ Gartenboden, jeder knappe Platz zum Bepflanzen auf dem Balkon oder jeder angebotene Gartenpatenschaft wird und wurde angenommen. Selbst die eigene Fensterbank wurde zum laufenden Meter Dschungel gestaltet.
Es ist mehr als nur ein Trend, bewusstere, gärtnerische Kulturtechniken zu entdecken oder im Zusammenhang mit Urban Gardening eigenes Obst und Gemüse anzubauen, um so nicht nur die eigene Geschmacksbildung bewusst zu fördern, sondern auch einen kostengünstigeren Anbau von Kräutern, Gemüse und Obst zu verwirklichen.
Vielfalt im Garten um jeden Preis? Ist das nicht oft pure Einfalt? Wer nicht erkennt, welche insektenfreundliche, blühende und klimaverträgliche Botanik in unsere gemäßigte Klimazone eine langlebige Chance hat, ist ungenügend beraten worden oder entscheidet sich spontan zur Kurzlebigkeit seiner Pflanzen. Kaufentscheidungen, die sich noch vor Jahren bewährt hatten, sollten in dieser Zeit hinterfragt sein oder werden. Wetterveränderungen wie zu viel Trockenheit, zu lange Nässe, unerwarteter Wind sind entscheidend und zu berücksichtigen, damit sich vieles im Garten langlebig verwurzeln kann.
2020 haben wir in einer bisher unbekannten Intensität unser grünes Refugium wertschätzen gelernt. Augenblicklich beginnen wir vermutlich gerade mit unserer „Symbiosen-Natur“ zu entschleunigen. Möglicherweise kann nicht nur das eigene Refugium, die mit Pflanzen dekorierte Terrasse oder eine abwechslungsreiche Balkonbotanik unsere derzeitig „durcheinandergewirbelten“ Sinne wieder „etwas“ ordnen.
Die in uns eigentlich verankerte Lebensfreude, am Aufenthalt in blühender, duftender und fruchtender Umgebung verbessert für die meisten von uns die gegenwärtigen Lebensbedingungen. Philosophen behaupten, unsere Gärten sind deutliche Spiegelbilder der Seele. Individuelle Lebensräume so verstehen Trendforscher diesen Ort der modernen Entschleunigung. Und genau dazwischen liegen Millionen undefinierter „Grüne Lungen“ in ihrer unerschöpflichen, abwechslungsreichen Facettenvielfalt.