Foto: Petra Schweim - Gartenbotschafter John Langley®
Foto: Petra Schweim - Gartenbotschafter John Langley®

"unterwegs"


Herr Langley, was macht man eigentlich als Botschafter der Internationalen Gartenschau (igs) 2013?


Antwort: Das klassische Aufgabengebiet eines„ Gartenschau-Botschafters“ oder „grünen Daumen“ der igs 2013 besteht in der vielseitigen Möglichkeit aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Vorträge zu halten, Eventveranstaltungen zu besuchen, an Presseterminen aktiv mitzuwirken, in unterschiedlichsten Medien (wie gerade hier) zu informieren, zu erzählen oder einfach „nur“ omnipotent präsent zu sein. Dieser „temporäre“ Auftrag motiviert mich persönlich sehr, weil er viel Spaß macht und mit dieser Begeisterung ausgestattet gelingt es auch die igs 2013 in ihrer Aufgabenvielfalt transparent zu machen.


Welche Areale der Gartenschau gefallen Ihnen persönlich besonders gut?


Antwort: Ich bin angetan von der gärtnerischen Vielfalt, dabei sind nicht nur die unterschiedlichsten Gärten oder sieben Erlebniswelten gemeint. In Anlehnung an den berühmten Fantasieroman Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ inszeniert die Gartenschau eine ganz besondere Reise durch 80 fantasievoll gestaltete Gärten. Man wandelt auf den Spuren von Phileas Fogg und Passepartout durch Teeplantagen und Tropenwald, durch Weltstädte wie London, Hongkong und New York. Jeder auf der Elbflussinsel vorgestellte Garten stellt dabei ein anderes Reiseziel, eine andere Kultur und Region der Erde dar: Für mich sind dadurch gärtnerisch kreative Kunstwerke mit 80 überraschenden Deutungen der Wunder dieser Welt entstanden. Können Sie verstehen, warum ich keinen Garten favorisieren möchte?


Was bedeutet die igs2013 Ihrer Meinung nach für den Stadtteil Hamburg- Wilhelmsburg?


Antwort: Die Planungen der internationalen gartenschau hamburg 2013 ist als eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Hamburg und die Metropolregion zu verstehen. Im Mittelpunkt steht die nachhaltige Nutzung des neu entstehenden Parks und seiner Einrichtungen über das Jahr 2013 hinaus. Im Veranstaltungsjahr der igs 2013 werden Besucher in 80 Gärten auf eine unvergleichliche Weltreise eingeladen. Ich persönlich freue mich darüber, dass die internationale gartenschau hamburg 2013 eine lange Tradition von internationalen Gartenschauen in Hamburg fortsetzt. Vor fast 140 Jahren wurde in Hamburg die erste Gartenschau veranstaltet. Besonders präsent in der Fachwelt sind noch immer die IGAs von ’53, und ich erinnere mich an ’63 und ’73. In Wilhelmsburg entsteht durch die Gartenschau ein Volkspark, der den Bedürfnissen einer modernen Stadtgesellschaft Rechnung trägt: ein Ort für Begegnung, Erholung und Bewegung. Es entsteht eine neue grüne Mitte für Wilhelmsburg, der nicht nur den Anwohnern und Besuchern jahrzehntelang Freude bereiten wird. Es ein einfach toll, wenn Grünflächen und nicht immer historische Gebäude, das Image einer Stadt als grüne Metropole am Wasser verstärkt prägt.


Sie sagten einmal, Gärten seien ein „Spiegel der Seele”. Was sagt die Gartenschau über die Seele Hamburgs aus?


Antwort: Jede Stadt, jeder Ort, jeder Garten hat unbestritten seine eigene unverwechselbare „Seele“. Damit ist für mich vor allen mit „Wohlfühlen“ verbunden. Unser „Innenleben“ wird durch Farbe, Duft, Bewegungen, Formenvielfalt aus der Natur angeregt und bewegt. Gepflegte innerstädtischen Grün- oder Parkanlagen tragen ebenso zum Verweilen innerhalb einer Stadt, eines Stadtteils oder in diesem besonderen Fall einer internationalen Gartenschau bei.


Wie sind Sie eigentlich zum Gärtnern gekommen?


Antwort: Der Weg ist bekanntlich erweise das Ziel – das mag zunächst nicht für viele Menschen gelten, dennoch führte mein schulischer Pfad direkt ins Grün. Die ersten positiven Erfahrungen im Umgang mit der Natur vermittelte mir ganz spontan meine damalige Biologielehrerin Hannelore „Loki“ Schmidt. Was inzwischen zum pädagogischen Alltagsgeschäft gehören sollte, war das bis dato noch ein unbekanntes Prinzip der handlungsorientierten Pädagogik. Ok, es ist kein Naturgesetz, dass Kinder (damals war ich fast 11 oder 12) die Lust am Lernen verlieren, wenn es im Unterricht mal nicht so läuft. Heute weiß ich, dass Sprösslinge lernen - wie alle Menschen - grundsätzlich unwahrscheinlich viel, nämlich alles, was um sie herum passiert, was sich „begreifen“ oder noch besser anfassen lässt, besonders das Eindrückliche und emotional Bedeutsame prägt das Naturverständnis. Und genau das war der Impuls für meine grüne Laufbahn. 2011 wurde ich von der Loki-Schmidt-Stiftung offiziell zum Botschafter ernannt. Nach der abgeschlossenen Lehre als Gärtner und Florist und der abendliche Besuch zur Erlangung weiterer Qualifikationen, war für mich nicht immer rosig. Mit dem Bestehen der Meister- und der darauf folgenden Lehrerprüfung leuchtete endlich ein deutliches helles Licht am Ende des Aus- und Weiterbildungstunnels. Als verbeamteter Pädagoge gehörte zu den anstehenden Tätigkeiten Gärtner, Floristen und zukünftige Floristmeister/innen in der Fachschule Gestaltung / Fachrichtung Floristik an der G13 in Hamburg-Bergedorf in Kommunikations- und Verkauf, sowie gestalterischen Fächern zu unterrichten. Seit 2008 bis Anfang 2014 bin ich für das igs 2013 Projekt in Wilhelmsburg tätig.


Und wie kamen Sie als Gärtner zum Fernsehen?


Antwort: 1977 war ich als Gast und Weihnachtsbaumexperte bei der legendären „Aktuellen Schaubude“ eingeladen. Das war für mich der spontane Einstieg in die langjährige visuelle Medienarbeit. Das Kribbeln, die Unruhe und die positive Anspannungen sind bis heute noch geblieben, was neu dazu gekommen ist, ist die Anerkennung an die Kompetenz der „Fernsehmacher/innen“. Es ist für mich immer noch beeindruckend, selbst nach sechsunddreißigjähriger Erfahrung in den Medien aller Couleur, wie die unterschiedlichsten Gewerke vom Redakteur bis zum Requisiteur zum Gelingen einer Sendung beitragen. Inzwischen habe ich als NDR-Fernsehgärtner die Möglichkeit am Dienstags live Service-Tipps in der Sendung „MeinNachmittag“ (bereits 16 Jahre jede Woche) und jede Woche bei DASamAbend in der festen Rubrik "DAS!grünt" abzuarbeiten. Mit der NDR-Landpartie und Heike Görtz on Tour freue ich mich im Team auf bundesweite interessante Drehorte.


Neben Ihrem Einsatz für die igs 2013 und ihren Auftritten im Fernsehen engagieren sich auch für die Loki-Schmidt-Naturschutz-Stiftung. Kommen Sie da überhaupt noch selbst zur Arbeit im Garten?


Antwort: Ja, ich gärtnere mit großer Leidenschaft ohne darauf zu achten zu müssen, ob eine Kamera läuft oder der gesprochene Text stimmt. Der Garten ist nicht durch ständige ARBEIT geprägt, vielmehr steht Entspannung, Entschleunigung und Kommunikation im Fokus des Gärtnerns. Steine im Garten gehören für mich zum Muss. Diese fossilen Gestaltungsmittel lassen sich perfekt in das Gesamtbild Garten - bestehend aus beruhigender Fläche, blühender, wachender Natur, belebendes Wasser und spürbarer Struktur – natürlich einbringen.


Was steht in diesem Frühjahr in Ihrem eigenen Garten an?


Antwort: Eine alte und bewährte Bauernregel sagt: Der März muss zwölf gute Tage haben. Bleibt also noch genügend Zeit, um im Garten was zu schaffen. So gehört die Frühlingszeit zur Pflanzzeit. Bäume, Hecken, Sträucher und Stauden können in den frostfreien, teilweise vom Laub befreiten Boden gepflanzt werden. Besonders Gräser (wie auf der igs 2013) der neue Trend im Garten gehören im Frühjahr in den Boden, so können sie übers Jahr gut wurzeln. Gemüse von „C“ wie Chicorée bis „Z“ wie Zwiebeln zum Beispiel „Weiße Königin“ lassen sich auf dem von der Frühjahrssonne bereits erwärmten Boden aussäen. Früher Kopfkohl wie Weiß-,Rot- und Wirsingkohl werden Ende des Monats bis Anfang April gepflanzt. Das gleiche gilt für Kohlrabi. Es ist noch nicht zu spät für das Setzen von Frühkartoffeln. Besonders beliebt sind die Sorten ‘Atica’, ‘Cilena’ und ‘Arnika’. Kräuterfetischisten pflanzen beziehungsweise säen Einheimisches und Mediterranes wie Bohnenkraut, Basilikum, Dill oder Schnittlauch, Zitronenmelisse, um der sommerlichen und herbstlichen Küche das gewisse „Etwas“ zu geben. TIPP: Saattiefe bei kleinen Körner 1- 2 cm, bei größerer Saat 3- 5 cm. Obstbäume jetzt möglichst nicht mehr scheiden. Beste Zeit Januar bis Februar und Oktober bis November. Altes, abgebrochenes Holz muss allerdings aus Sträuchern und Bäumen entfernt werden. Die älteste Blume der Welt schätzt es, wenn angefrorene Rosentriebe abgeschnitten werden. Der Hauptschnitt / Auslichtung sollte im März bis Mai (wenn die Forsythien blühen) vorgenommen werden. Keine Hektik ist bei der anstehenden Rasenpflege angesagt. Wer auf maschinellen Einsatz der „Rasenbelüftung“ verzichten möchte und körperliche Bewegung bevorzugt - könnte mit einem Rechen die Oberfläche des Rasens und damit sich selbst gleichmäßig auflockern. Für die Nachsaat sollte der Boden mindestens + 8°C warm sein. Düngen ab März (je nach Wetterlage) und säen Anfang April bis Ende September. Vertikutieren; Ende April bis Mai dann wieder Sept. bis Oktober. Ohne Moos nix los - das gilt nicht für den Rasen. TIPP: 200g Jurakalk, feingekörnt (Algenkalk trägt zur Bodenlockerung und Moosreduktion im Rasen bei- das ganze Jahr verwendbar), Eine gründliche Bodenuntersuchung - beste Zeit von Februar bis März - im gesamten Garten spart Dünger, schont die Natur und verhindert Moosbildung an unerwünschten Stellen. Der Gartenteich entwickelt sich besser, wenn faulendes, schwimmendes Laub vorsichtig entfernt wird. Eine radikale Reinigung allerdings würde das kleine Ökosystem sofort zerstören. Vorsicht mit dem pflanzen, in zu kaltem Teichwasser (ca. 8° - 10°C) die Pflanzen erleiden einen Schock. In den Gartencentren sind Stauden oder Wasserpflanzen oft in Gewächshäusern vorgetrieben, „Grün“ verkauft sich besser gerade dann wenn es draußen für die Pflanzen eigentlich noch zu kalt ist. Sumpf- und Randbepflanzung wie das Sumpfvergißmeinnicht, -dotterblume, Froschlöffel, Wasserschwertlilie, Bumenbinse oder Pfeilkraut könnten jetzt in die leicht erwärmte Erde.


Was würden sie jemandem empfehlen, der mit wenig Aufwand mehr aus Garten oder Balkon machen möchte?


Antwort: Es gibt inzwischen ganz viele Pflanzentauschbörsen, hier und da lässt sich schon das eine oder andere grüne „Schnäppchen“ (hoffentlich frei von Quecke) entdecken. Eine kleine mobile Sitzgruppe inmitten des Gartens gestellt verändert bereits den Blickwinkel in den eigenen Garten.


Welche Frage wird Ihnen zum Thema Gärtnern am häufigsten gestellt? Und wie lautet die Antwort?


Antwort: Eine sehr oft gestellte Frage lautet „Ob Hortensien im Herbst geschnitten werden müssen?“ Bei den blühfreudigen Sorten der sogenannten Garten- oder Japan-Hortensie (Hydrangea macrophylla) sollte man eher zurückhaltend mit der Schere im Herbst sein. Schnittmaßnahmen sind lediglich bei Frostschäden erforderlich. Auch wenn es schwerfällt: vertrocknete Blütenstände am besten immer bis zum Frühjahr stehen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass etwa Anfang August bis Mitte September die neuen Knospen sich entwickeln. Dann beginnt für Hortensie die schnittfreie Ruhezeit. Es sollten deshalb keine Schnittmaßnahmen durchgeführt werden, da sonst die Knospen und damit die Blüten für das Folgejahr entfernt werden. Die Pflanzen sind nach der Blüte zu schneiden, zu einem Zeitpunkt, an dem die Pflanzen am alten Holz neue Triebe bilden. Dabei werden nur die abgeblühten Triebe bis über die Neuaustriebe zurückgenommen. Neben den Trieben aus dem alten Holz, sorgt das beliebte Gehölz immer wieder für neue Triebe.


Welches ist das von Ihnen am häufigsten genutzte Gartenutensil, das keinem Grün-Liebhaber fehlen sollte?


Antwort: Etwa 39 Millionen Deutsche beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit dem Grün ums Haus. Die zu beackernde Fläche soll mit 8.000 Quadratkilometern um das vielfache größer sein, wie alle Parks und öffentliche Grünanlagen im gesamten Bundesgebiet und jährlich kommen 176.000 neue Gärten dazu. Der Gartenmarkt boomt und damit fest verwurzelt auch der anwachsende Einsatz modernster - zum Teil mit Mikroelektronik ausgestatteter – Hochleistungsmaschinen für die anstehende Freilufttätigkeit. Unermüdlich wird maschinell gesägt, gefräst, geschreddert, gemäht, geschnitten und gegossen als ginge es um die Gärtner-Ehre der ansonsten schwer zu begeisternden „Gartenpflegemuffel“. Es ist nicht die Frage was, sondern wie GARTENWERKZEUG genutzt wird. Es muss in jedem Fall das „RICHTIGE“ Arbeitsgerät sein. So manche Tragödie im Garten lässt sich vermeiden, wenn man sich an einige Tipps hält: Alle Arbeitsgeräte sollten nur zu dem Zweck benutzt werden, für den sie vorgesehen sind. Wer beispielsweise mit der Sense Baumzweige abschlägt, hat bereits verloren. Wer mit seinem Rasenmäher auf die Schnelle versucht, Holzabfälle zu häckseln, läuft unweigerlich Gefahr, sich und nicht zuletzt seinen Rasenmäher zu ruinieren. Aus persönlicher Betroffenheit empfehle ich: Arbeitsgeräte nach dem Gebrauch immer beiseite zu stellen. So lässt sich vermeiden, dass jemand auf die berühmte Harke tritt. Wer Rasen mäht oder mit Heckenschere oder Kettensäge arbeitet, braucht nicht nur sicheres Schuhwerk und Arbeitshandschuhe, sondern auch eine Schutzbrille, um auch noch zukünftig die Natur im Garten sehen und begreifen zu können.


Sie sind gebürtiger Hamburger, haben Ihren Lebensmittelpunkt inzwischen aber nach Husum verlegt. Vermissen Sie dort manchmal den Trubel einer Großstadt?


Antwort: Manchmal passiert das schon, dass ich die pulsierende Großstadthektik vermisse. Dann freue ich mich auf die literarisch bekannte 119 Kilometer von Hamburg entfernte „bunte“ Stadt am Meer.


Welche Ausflugsziele würden Sie empfehlen – in Hamburg und in Husum?


Antwort: Wind, Wasser und Wohlfühlen bringen mich wieder in die Spur, um dem täglichen „Alltags-Stress“ positiv zu begegnen. Ich liebe die bewegte Elbe. Dort Kaffee trinken mit einem großen Stück Kuchen vom Sahneberg umhüllt sitze ich – so oft es trotz der intensiven Vorbereitung der igs 2013 möglich ist - am südlichsten Punkt Hamburgs auf der sonnigen Terrasse des traditionellen 760jährigen Zollenspieker Fährhauses. Wind, Wasser und Watt, hier ist es ist der weitläufige Dockkoog in Husum, der mich emotional bewegt. Das weite Watt oder die Gezeiten der Nordsee sind unbestritten ein ganz großes Highlight. Und wer weiß, dass unmittelbar am Dockkoog der Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ beginnt, wird mich verstehen. Dieses einmalige Naturereignis muss man (auch als Botschafter der Loki-Schmidt-Stiftung) „erlebt“ haben.


Wo gehen Sie in Husum am liebsten Essen?


Antwort: Bevorzugt wird in Husum die mediterrane Küche. Es schmeckt einfach gut und vereint so ganz nebenbei das Feeling von Sonne und Freizeit. Beim Essen Urlaub machen, Ja! Das gefällt mir. Nino „mein Italiener“ im Restaurant Bistro Al Porto bringt nicht nur kulinarisch ein mehr „Gänge Menü“, sondern auch „Müßiggang“ auf den Teller.


Welches Gericht aus Norddeutschland mögen Sie besonders gern?


Antwort: War diese Frage wirklich ernst gemeint? Ich „sterbe“ für rosa, zartes Roastbeef mit leckeren Bratkartoffeln und klassischer Remoulade. So, jetzt nicht mehr Fragen……. ich esse gerade, dann geht’s mit der NOB zurück nach Husum. Vielen Dank für das Gespräch!